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Gegenöffentlichkeit in Bewegung Ausgabe Nr. 60, 13. Juli 2021

Gegenöffentlichkeit in Bewegung

Vor zehn Jahren wurde kritisch-lesen.de gegründet. Seither begleiten wir linke Bewegungen, indem wir ihre Analysen, Praxiserfahrungen und theoretischen Bezüge aufgreifen und einer breiteren Leser*innenschaft zugänglich machen. Dabei entstanden über 1.000 Rezensionen von über 300 Autor*innen. In dieser Jubiläumsausgabe, die auch unsere 60. Ausgabe ist, blicken wir zurück, um neue Ausblicke zu schaffen.

Wir engagieren uns seit zehn Jahren für eine linke Gegenöffentlichkeit, weil wir das Verschwiegene und Unsichtbare sichtbar machen wollen. Unsichtbares scheint es in digitalen Zeiten zwar kaum noch zu geben, und doch ist die Wahrheit weiterhin ein umkämpftes Gut. Es scheint zwar durch die sozialen Medien, Podcasts, Blogs, Foren und alternative (Online-)Zeitungen mehr Möglichkeiten des Sichtbarmachens zu geben denn je, doch gleichzeitig verschließen sich die Wege einer tieferen Kritik zunehmend. So wie noch vor wenigen Jahren die Informationshoheit bei den Massenmedien lag, sind es heute die großen Tech-Konzerne, die einen erheblichen und stetig wachsenden Einfluss auf unsere Realitätswahrnehmung haben. Darum ist es nach wie vor geboten, eine linke Gegenöffentlichkeit für marginalisierte Stimmen einzufordern.

Diese Aufgabe ist Teil einer linken Bewegungspraxis. Die Forderungen und Entwicklungen linker Bewegungen müssen aufgearbeitet und verbreitet werden. Trotz der immer wieder formulierten Krise der Linken haben sich auch in diesen letzten Jahren international Initiativen, Bündnisse und Bewegungen gebildet, die Hoffnung auf eine bessere Zukunft machen. kritisch-lesen.de hat unter anderem lokale und globale linke Bewegungen begleitet, die sich widerständig zeigen gegen die Gefahren und den Terror der extremen Rechten (Ausgabe #15: Rechter Terror und ‚Extremismus‘), die Kämpfe gegen den erstarkenden Antifeminismus führen (Ausgabe 56: Feministische Kampfansagen) oder eine Neue Klassenpolitik ausrufen (Ausgabe 47: Neue Klassenpolitik). Für eine Bestandsaufnahme verdienen insbesondere die Kämpfe, die aktuell und trotz der Pandemie geführt werden, besonderes Augenmerk: Bewegungen wie Black Lives Matter (Ausgabe 21: Polizei im Rassismus), die Klimaproteste (Ausgabe 22: Ökologie und Aktivismus) oder die Mieter*innenproteste um die Kampagne Deutsche Wohnen & Co enteignen (Ausgabe 12: Wem gehört die Stadt?) sind motivierende Beispiele für starke und durchsetzungsfähige politische Strömungen. Doch in diesen zehn Jahren wurde eben auch klar: Die Kämpfe müssen wir selbst in die Hand nehmen (Ausgabe 45: …können wir nur selber tun!).

Für unsere Jubiläumsausgabe brechen wir etwas aus unserem üblichen Format aus und haben, neben den Rezensionen aktueller Publikationen, die Geflüchtetenproteste und migrantischen Kämpfe der letzten Jahre in einem Essay eingeordnet sowie drei Interviews über die Bedeutung und Stärke linker Gegenöffentlichkeit geführt.

In der Ausgabe #61 im Oktober 2021 widmen wir uns einem weitaus weniger erbaulichen zehnjährigen Jubiläum: „NSU-Komplex – 10 Jahre nach der Selbstenttarnung“. Was hat sich seit der Selbstenttarnung des so genannten NSU vor zehn Jahren bis heute auf politischer, institutioneller und aktivistischer Seite getan? Welche Bilanz kann gezogen werden aus zehn Jahren Auseinandersetzung, beziehungsweise deren Fehlen?

Und nun viel Spaß beim kritischen Lesen!

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