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Über uns

Selbstverständnis

  • Auf kritisch-lesen.de werden Rezensionen zu Büchern und Broschüren veröffentlicht, die aktuelle Diskussionen begleiten und anregen sollen. Damit soll Gegenöffentlichkeit zu herrschenden Positionen unterstützt werden.
  • Die Mitglieder des Redaktionskollektivs verstehen sich als undogmatisch links und wollen in diesem Sinne eingreifen.
  • Alle drei Monate erscheint jeweils am ersten Dienstag eine Online-Ausgabe mit einem inhaltlichen Schwerpunkt. Darüber hinaus finden sich in jeder Ausgabe Besprechungen zu anderen aktuellen Themen.
  • kritisch-lesen.de richtet sich sowohl an Personen, die bereits in einzelne oder verschiedene Diskussionen eingetaucht sind, als auch an jene, die sich Einstiegshilfen in verschiedene Themenfelder erhoffen.
  • Die Redaktion besteht momentan aus . Darüber hinaus schreiben verschiedene Autor_innen mehr oder minder regelmäßig für uns. Der Autor_innen- und Sympathisant_innen-Kreis (ASK) besteht aus derzeit über zwanzig Personen, die uns beraten, uns auf Publikationen aufmerksam machen und nicht zuletzt Rezensionen anbieten.

Warum kritisch-lesen.de?

Warum ist ein Projekt speziell für Rezensionen notwendig, werden doch in unzähligen Publikationen digital und auf Papier Besprechungen abgeladen? Es geht uns um Gegenöffentlichkeit, unterschiedliche und erleichterte Zugänge, die Begleitung aktueller Diskussionen und direktes Handeln!

Gegenöffentlichkeit

Gegenöffentlichkeit war die Rechtfertigung für viele linke Medienprojekte in der Vergangenheit. So auch für stattweb.de, bei dem einige von uns mitgearbeitet haben. Wir engagierten uns in alternativen Medien, weil wir vor dem Hintergrund einer erdrückenden Hegemonie der Massenmedien das Verschwiegene, das Unsichtbare sichtbar machen wollten. Unsichtbares gibt es im Zeitalter des Internet inzwischen kaum bis gar nicht mehr, denn nur weniges kann eine Woche lang unter den Teppich gekehrt werden. Dafür hat sich eine andere Gefahr für jede Erkenntnis gezeigt. Zwar scheint es durch Blogs, Foren, alternative (Online-)Zeitungen und soziale Netzwerke ein breiteres Feld des Sag- und Sichtbaren zu geben, doch gleichzeitig verschließen sich die Wege einer tieferen Kritik zunehmend. Es werden Scheinwesen erstellt, die durch bloße Nennung und Wiederholung Anspruch auf Wahrheit und Gegenwärtigkeit erheben. Von einem Organ dem Anderen abgeschrieben, legen sie einen Mantel der Deutungen über die Welt. Dafür gibt es (aktuelle) Beispiele: Der “Hassprediger” verstört die Städte, “Islamofaschismus” scheint eine Seuche, die Deutschland durchzieht, die “Totalitären” und “Linksextremen” treiben ihr Unwesen. Kaum sind Begriffe in Umlauf gekommen, werden sie als selbstgewisse Realität behandelt und unterliegen der Vermessung der herrschenden Koordinaten. Die Frage ist nicht, was ein Hassprediger ist, dafür wird gefragt, wer der schlimmere ist, wer am totalitärsten totalitär ist, wer die extremere Extremistin ist. Diesen Deutungen und Bildungen möchten wir entgegen treten. Wir wollen solche begrifflichen Blasen platzen lassen und die inhaltliche Leere zur Schau stellen.

Zugänge

Wir alle haben unterschiedliche Wissenstraditionen und politische Sozialisationen. Von daher bringen die Schreibenden unvermeidlich ihr Vokabular, ihr Wissen und ihre Deutungen mit. Für diese gilt freilich dieselbe Forderung: Kein Begriff darf stehen bleiben, der nicht daraufhin überprüft würde, was mit ihm eigentlich gemeint ist. Dass die politischen Ein- und Absichten aller Beteiligten verschieden sind, darf dann nicht verstören, wenn nur alle ihre eigenen Voraussetzungen ausstellen und überprüfen. Dadurch, so hoffen wir, wird sich der Eindruck des Nur-Akademischen verlieren. Es geht nicht darum, dass erst mit Zugang zu Staatsexamen oder Doktorwürde diskutiert werden kann und darf. Besonders bei linken Debatten scheint sich die größte Hürde des Mitdiskutierens direkt am Anfang zu befinden: Diskussionsverläufe und gemeinsam erarbeitetes Wissen werden nur selten angemessen vermittelt. Bestimmte Debatten ziehen sich seit Jahrzehnten hin, viele Diskutant_innen kennen sich ebenso lange. Die Schwelle des Eingreifens ist aufgrund fehlenden Wissens, oder dem Gefühl, nicht über das Wissen zu verfügen und damit einhergehender Lustlosigkeit oft sehr und manchmal zu hoch. Wir wollen insofern nicht nur Diskussionen begleiten und im besten Fall anstoßen, sondern den Zugang zu Diskussionen erleichtern – ohne allerdings den Eindruck erwecken zu wollen, einen Kanon über vermeintlich wichtige Themen liefern zu können. Die Besprechungen und die Auswahl der besprochenen Bücher sind daher als Angebote zu verstehen. Dies betrifft insbesondere diejenigen Bücher und Broschüren, die wir ausdrücklich zur Lektüre empfehlen. Da einige uns wichtig erscheinende Themen bisher kaum bearbeitet wurden oder uns andere Themen vielleicht gar nicht bewusst sind, nehmen wir auch gerne Angebote für Rezensionen oder Hinweise auf Publikationen entgegen.

Aktualität

Natürlich sind der Aktualität – anders als in einem Blog – enge Grenzen gesetzt. Voraussetzung einer jeden Rezension ist, dass schon ein Buch oder mindestens eine Broschüre über ein Ereignis oder eine Tendenz erschienen ist. Wie dann aktuell sein? Bücher und Broschüren erscheinen heutzutage schnell – und viele langsamer wirkende Strömungen lassen sich fassen, während sie sich noch verbreiten. Wir wollen nicht nur dokumentieren, die Inhalte nicht nur greifen, sondern sie packen – und sie auf Gehalt, Entwicklung und womöglich Ursprünge hin untersuchen. Wir wollen fragen, ob das angeblich frische Wasser nicht trüben Quellen entspringt. Um auch den Produktionen vergangener Jahre in diesem Sinn gerecht zu werden, weisen wir einerseits immer wieder auf frühere Rezensionen aus unserem Archiv hin und zum anderen werden ebenso antiquarische Bücher besprochen. Es soll über den tagesaktuellen Blick hinaus geschaut und tiefer in Themen und Debatten eingestiegen werden. Deshalb wird es zu jeder Ausgabe neben aktuellen Besprechungen einen inhaltlichen Schwerpunkt geben. Wir wollen außerdem nicht nur virtuell diskutieren, nicht nur einsam im gemütlichen Schaukelstuhl Bücher lesen und am Schreibtisch Rezensionen formulieren, sondern auch im direkten Kontakt Auseinandersetzungen suchen. Deshalb gehören öffentliche Veranstaltungen wie Buchvorstellungen auch zu unserem Konzept.

Handeln

Wir wollen „kritisch“ sein, indem wir nicht übernehmen, was nicht vorher um- und umgedreht wurde. Wir wollen kritisch im Bewusstsein des Zeitverlaufs sein. In diesem Sinne wollen wir uns zwar auf die viele Annahmen von früheren Analysen beziehen, jedoch keine davon schlicht auf heute anwenden, ohne die Veränderungen zu beachten und mitzudenken. Die Vorstellung, im Schnellzug der Geschichte zu sitzen, die Zukunft gewiss in der Hand zu haben, führte und führt ins Elend. Wer meint, im Voraus zu wissen was sein wird, ergibt sich! „Kritisch“ erhält somit einen entscheidenden weiteren Sinn: Die Erfahrungen aus den Niederlagen der Vergangenheit sind zu bewahren, zu reflektieren – und weiterzugeben. Wir wollen nicht auf einem Gleis ohne Weichen eingreifen, sondern im Rundgang durch das Umfeld von herrschenden und linken Begriffen und Deutungen. Auf diese Weise wollen wir das Trümmerfeld der Gegenwart offenbaren als eines, in welchem die Produktionen und Überreste von Gewiss- und Sicherheiten zerstört werden müssen, um den Blick ins Freie zu schaffen. Somit wollen wir dem Begriff Kritik den Geschmack des Nörgelns, des grämlichen Sofahockertums nehmen, das sich mit nichts abfinden mag. Kritik in diesem Sinn verstehen wir als Breschenschlagen, als Aussicht schaffen, als Sich-Umblicken in einer Gegend, die altbekannt und doch völlig neu auftreten kann. Somit geht es uns nicht nur um kritisches lesen der reinen Theorie wegen. Wir wollen Handreichungen für die Praxis liefern, Werkzeuge für die Veränderung. Kritik ist deshalb nicht ohne Praxis machbar – wie Praxis nicht ohne Theorie denkbar ist.