Marx! Ausgabe Nr. 46, 09. Januar 2018
Revolutionär, Kommunist, Klassenkämpfer – der Name Karl Marx steht bis heute für die Hoffnung auf eine Welt jenseits von Ausbeutung, Unterdrückung und Gewalt. Vor 200 Jahren, am 5. Mai 1818, kam Marx in Trier auf die Welt. Vor 150 Jahren wiederum veröffentlichte er den ersten Band seines Hauptwerkes: „Das Kapital“. Voraus gingen zahlreiche scharfsinnige und scharfzüngige Veröffentlichungen zur Lage der arbeitenden Klasse, zur Frage der Parteiorganisation oder zur Abrechnung mit vorangegangenen Denker_innen, die Marx oft gemeinsam mit seinem engen Freund und Genossen Friedrich Engels verfasste. Das bleibt keineswegs vergessen: Zum diesjährigen Jubiläum regnet es Glückwünsche in Hülle und Fülle und selbst in bürgerlichen Feuilletons werden obligatorische Geburtstagsständchen angestimmt, die meist so oder so ähnlich klingen: Marx war zwar ein ganz Großer, ein brillanter Philosoph, ein kritischer Kopf, die Zeiten von Aufstand, Revolution und Kommunismus aber sind ein für alle Mal vorbei. Der Kapitalismus hat gesiegt. Ende der Geschichte.
Entgegen des allgemeinen Abgesangs möchten wir mit dieser Ausgabe Marx’ Ideen dorthin holen, wo sie am dringendsten gebraucht werden: in die Gegenwart. Was bleibt von Marx und was geht von seinem Leben als unnachgiebigem Revolutionär und radikalem Denker aus? Es geht um die konkreten Orte und politischen Kämpfe, an und bei denen marxistische Theorie immer wieder zur Praxis gemacht wurde. Und um die unterschiedlichen Unterdrückungserfahrungen, aus denen heraus marxistische Theorie angeeignet wurde. Nicht nur gehen unsere Autor_innen den vielen Wandlungen nach, die marxistische Theorie im Laufe der Jahrzehnte durchlaufen hat – sei es in westlichen, feministischen oder antikolonialen „Marxismen“. Sie fragen auch, wo Anlass zur Kritik, Erneuerung und zum Weiterdenken marxistischer Theorie und Praxis besteht. Insgesamt, so hoffen wir, kann diese Ausgabe Marx nicht nur in seiner Aktualität und Vielseitigkeit zeigen, sondern ihn auch für Neuinteressierte zugänglich(er) machen.
In der April-Ausgabe stürzen wir uns dann kopfüber ins Getümmel der Gegenwart und nehmen uns die aktuellen Debatten um „Neue Klassenpolitik“ vor: Was ist Neue Klassenpolitik? An welchen Orten und vom wem wird sie gemacht? Was haben Klassenpolitik und Identitätspolitik gemeinsam und was unterscheidet sie?
Und nun viel Spaß beim kritischen Lesen!