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Rechte „Mitte“ – „extreme“ Rechte Ausgabe Nr. 3, 12. Mai 2011

Rechte „Mitte“ – „extreme“ Rechte © http://anarchosyndikalismus.blogsport.de

Letztes Wochenende marschierten Anhänger_innen von Pro Köln auf – jedoch nicht ohne auf Widerstand zu stoßen, wie das Bild sichtbar macht. Gruppierungen wie die Pro-Parteien werden durch Mainstream-Medien und -Expert_innen häufig als "Rechtpopulisten" dargestellt. "Rechtspopulismus" wird dabei häufig als "weiche" Form der extremen Rechten präsentiert - oder auch als Scharnier oder Grauzone zwischen dem Rechts"extrem"ismus und der demokratischen "Mitte".Trotz einer seit dem Jahrtausendwechsel gestiegenen medialen Aufmerksamkeit bezüglich der extremen Rechten, trotz beinahe unzähliger Studien zur Verankerung rechter Positionen in der „Mitte“ und trotz Thilo Sarrazin hält sich das Gespenst des Rechts“extrem“ismus - auch dank der Verknüpfung mit dem Extremismuskonstrukt - als Antithese zur parlamentarischen Demokratie.

Die Grenzen sind jedoch nicht nur fließend oder grauzonig, sondern wegen der Überlappung vieler Themen lediglich durch das Hinwegsehen der miteinander verschränkten Diskurse ziehbar. Dennoch können Konzepte und Kategorien wie „Rechtspopulismus“ helfen, sich Überblicke über verschiedene Phänomene zu verschaffen. Denn es bleibt festzuhalten, dass es trotz der Gemeinsamkeiten durchaus benennbare Unterschiede zwischen dem gibt, was beispielsweise NPD und/oder lose organisierte Neonazis sagen und tun und dem, was Gruppierungen wie Die Freiheit, den Pro-Parteien und sozialdemokratische Ex-Bundesbanker wollen und (strategisch) propagieren. Wir wollen in dieser Ausgabe schwerpunktmäßig nicht nur die „extreme Rechten“ beleuchten, sondern uns auch mit der „rechten Mitte“ auseinandersetzen.

Zunächst zeigt Ulrich Peters anhand des aktuellen Buchs Deutschlands Neue Rechte von Volker Weiß auf, wie nah Sarrazin rechten Vordenkern wie Spengler ist. Michael Lausberg empfiehlt sodann den bereits 2008 und von Alexander Häusler herausgegebenen Sammelband Rechtspopulismus als "Bürgerbewegung", der laut dem Rezensenten auch im Frühjahr 2011 „eine grundlegende Einführung in die Entwicklung und Strategie der Bürgerbewegung Pro Köln“ darstellt. Fritz Burschel kritisiert den neuen Rechercheband Heile Welt von Astrid Geisler und Christoph Schultheis und fragt sich: „Wozu das alles ein weiteres Mal?“. Schließlich empfiehlt Richard Gebhardt den umfrangreichen Sammelband zu den Strategien der extremen Rechten, der sowohl für die Theorie und Praxis interessant sein dürfte.

Abgesehen vom Schwerpunkt haben wir auch dieses Mal weitere Bücher, die einen Blick wert sein sollten: Fritz Güde zeichnet in seiner Rezension zu dem mit dem Bookers-Preis prämierten Roman Wölfe eine Verbindungslinie zwischen dem Staatsmann Cromwell unter Heinrich VIII. und einem Tony Blair des 21. Jahrhunderts. In ihrer Besprechung ‚Natürlichkeit’ aus feministischer Perspektive lobt die Rezensentin Anja Gregor das Bändchen Geschlecht von Heinz-Jürgen Voß als gelungene Einführung in den medizinisch-biologischen Geschlechterdiskurs. Zudem offenbaren wir aus unserem reichhaltigen Archiv in dieser Ausgabe passend zum Schwerpunkt den Sammelband Analysen und Essays des 2006 verstorbenen Wissenschaftlers und Aktivisten Alfred Schobert. Laut Rezensent Sebastian Friedrich sind die Texte besonders lesenswert, weil Schobert Mitdenken bzw. -handeln fördert und fordert und nicht einfach spricht, sondern zum Sprechen auffordert. Anlässlich der drohenden Beugehaft im laufenden Buback-Prozess haben wir außerdem die Besprechung von Fritz Güde zu Der zweite Tod meines Vaters von Michael Buback ausgesucht.

Abschließend sei nochmals auf unseren Newsletter hingewiesen. Wer immer rechtzeitig über die neuesten Ausgaben per Mail informiert werden will, sollte sich unbedingt mit Email-Adresse bei unserem Newsletter anmelden (siehe Spalte rechts).

Viel Spaß beim (kritischen) Lesen!

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