Zeichen des Aufstands Ausgabe Nr. 4, 26. Mai 2011
Das Bild zeigt die Puerta del Sol in Madrid. Seit nunmehr zwei Wochen demonstrieren dort sowie in zahlreichen anderen Städten des Landes Hunderttausende gegen Sozialabbau, Repression und Kapitalismus. Sie halten zentrale Plätze besetzt, campieren und weichen auch nicht trotz Versammlungsverbot. Die Menschen sind wütend auf die Regierung, die finanzielle Krisen auf ihrem Rücken auszutragen versucht. Es lässt sich eine Tendenz erkennen, dass Menschen für ihre Bedürfnisse aufstehen und ihre Wut zeigen. Protestwellen haben in den letzten Jahren viele Regionen der Welt erfasst: Ägypten, Tunesien, Frankreich, Griechenland und jetzt Spanien. Auch wenn die Ziele unterschiedlich sein mögen, die Menschen nehmen ihre Sache selbst in die Hand und solidarisieren sich in Massen.
Mit dieser Ausgabe wollen wir einen Einblick wagen in Teile der Bewegungen der letzten Jahre. Die Vielheiten der Ideen und Motivationen sich zu regen sollen offen bleiben. Deshalb wollen wir auch Blicke auf Bücher werfen, welche versuchen ins Offene und Mögliche zu schauen. Die Auswahl der Rezensionen beschränkt sich in dieser Ausgabe leider auf den europäischen Kontinent – einen weiteren Blick werden wir in kommenden Ausgaben wagen. Den Anfang machen zwei Autor_innen, die sich Louisa und Michael nennen. Sie verteidigen das Pamphlet Der kommende Aufstand gegen Kritiken, nach denen es sich um eine „antimoderne Hetzschrift“ handele, und heben hervor, der Band leiste Beitrag, „Wut und Zorn sagbar zu machen“. In der Rezension zu Wir sind ein Bild der Zukunft beschäftigt Fritz Güde sich mit den Revolten in Griechenland und kommt zum Schluss, dass mit einem Aufschwung der Bewegung zu rechnen ist, wenn es ihr nach den neuen Erpressungen Griechenlands durch die EU gelingt, sich einer breiteren Empörung dagegen anzuschließen. Um die Prozesse gegen die Militante Gruppe (mg) geht es in der Rezension Alles was uns fehlt ist die Solidarität von Thomas Trueten, die die Schwierigkeiten von solidarischer Antirepressionsarbeit verdeutlicht. In der letzten Schwerpunktbesprechung widmet sich Fritz Güde der fiktiven Geschichte Schwarzenberg von Stephan Heym, der aus der tatsächlich sechs Wochen lang nicht besetzten Region 1945 die Räterepublik wiederauferstehen lässt. Dieses "Experiment im Vakuum" hält der Rezensent für eine inspirierende Lektüre.
Zudem gibt es in dieser Ausgabe noch zwei weitere aktuelle Besprechungen. Ismail Küpeli unterzieht das Buch Islamfeindlichkeit in Deutschland von Achim Bühl einer solidarischen Kritik. Den Determinismusvorwurf in der Biographie Marxens von Rolf Hosfeld nimmt Dirk Brauner unter die Lupe und entlarvt es als einseitigen Versuch, das eine Marxbild zu entwerfen.
Aus dem Archiv kommen außerdem Fritz Güdes Besprechung zu Bini Adamczaks Gestern Morgen hinzu, in der er die wegweisenden Blicke der Autorin in vermeintlichen Sackgassen hervorhebt. Und zum Schluss bespricht Adi Quarti (Post-) Operaismus von Birkner/Foltin, eine Einführung in Theorie und Praxis dieser Arbeiterbewegung.
Es sei noch auf unseren Newsletter hingewiesen. Wer immer rechtzeitig über die neuesten Ausgaben per Mail informiert werden will, sollte sich unbedingt mit Email-Adresse bei unserem Newsletter anmelden (siehe Spalte rechts).
Zum Schluss ein Hinweis: Vom 03. bis zum 05. Juni finden in Berlin die Linken Buchtage statt. Wir werden uns gemeinsam mit dem Antifaschistischen Infoblatt, der edition assemblage und dem US-amerikanischen Verlag PM Press einen Infostand teilen und freuen uns auf spannende Diskussionen und Kontakte.
Viel Spaß beim (kritischen) Lesen!