Rechtsextremismus und sein Umfeld
- Buchautor_innen
- Josef Held/ Seddik Bibouche u.a.
- Buchtitel
- Rechtsextremismus und sein Umfeld
- Buchuntertitel
- Neue Studie zur Verankerung des Rechtsextremismus
In einer Studie zu Rechtsextremismus im Rems-Murr-Kreis untersuchte ein Forschungsgruppe der Universität Tübingen die Verankerung von rechtsextremen Tendenzen.
Beim Rems-Murr-Kreis handelt es sich um eine der ökonomisch stärksten Landkreise im Südwesten Deutschlands, in denen rechtsextreme Aktivitäten (wieder) zunehmen bzw. Schlagzeilen machen. Hier zeigt sich auch eines der wichtigsten, wenn auch nicht neuen, Ergebnisse der Studie:
Rechtsextremismus ist nicht nur ein Phänomen ökonomisch schwacher Regionen.
Es gab das Ziel herauszufinden, wie sich rechtsextreme Tendenzen und Aktivitäten in der Dorf- oder Stadtgemeinschaft etablieren oder sie bekämpft werden können. Das Forschungsinteresse lag also weniger bei den rechten Gruppierungen und Personen, sondern in deren Umfeld. Rechtsextremismus kann nicht als Randphänomen betrachtet werden. Stattdessen muss der Blick auf die gesamte (politische) Kultur eines Dorfes oder einer Stadt gerichtet werden. Dies ist auch eine der neueren Erkenntnisse der Studie:
Rechtsextremismus entsteht bzw. entwickelt sich besonders gut, wenn die Mehrheit einer Dorf- oder Stadtgemeinschaft diese trägt.
Zwei Beispiele für solche Toleranz: Bekanntermaßen greifen rechte Gruppierungen oder Organisationen Jugendkulturen auf. Sie verbreiten z.B. Musik-CDs und wollen durch ein junges Image attraktiv für Jugendliche erscheinen. Teilweise existiert gerade in ländlichen Regionen eigene rechte „Jugendarbeit“. So gab es in einer der untersuchten Dörfer einen Bauwagenplatz rechter Jugendlicher, der zunächst geduldet wurde und sich dann zu einem überregionalen Treffpunkt der rechten Szene entwickelte. Ein weiteres Beispiel bezieht sich auf das Vereinswesen einer Dorf- oder Stadtgemeinschaft.
Rechtsextreme Personen schaffen sich in diesen Vereinen Anerkennung und Akzeptanz, und können „geschützt“ mit diesem Ansehen an anderen Stellen rechtsextreme aktiv werden.
Die AutorInnen der Studie zeigen auch Beispiele des „positiven“ Umgangs mit Rechtsextremismus auf. Diese besteht aus einer mutigen und objektiven Analyse und Anerkennung von Rechtsextremismus (vielerorts wird er einfach ignoriert), die einhergeht mit einer Null-Toleranz-Politik gegenüber allen rechten Tendenzen. Hier spielen insbesondere BürgermeisterInnen eine wichtige Rolle, weil dieser durch ihr Ansehen in der Regel auch auf Vereine und Organisationen (z.B. Feuerwehr) einwirken und so eine Null-Toleranz-Politik erreichen können. Vereinsvorsitzende oder aktive Vereinsmitglieder spielen ebenso eine wichtige Rolle, weil sie die Möglichkeit besitzen aktiv gegen die geringsten rechten Tendenzen (z.B. AusländerInnenwitze beim Vereinsfest) vorzugehen.
Speziell für die pädagogisch Arbeit in Schule und Soziale Arbeit ergeben sich hieraus Konsequenzen und eine spezielle Rolle die wir als LehrerIn, PädagogIn, AkteurIn der Sozialen Arbeit zu kommt. Es geht darum die Auseinandersetzung zuführen, eine politische Kultur, die verhindert das es sich eine Akzeptanz gegenüber dem Rechtsextremismus entwickelt: Es geht um den Aufbau der Zivilgesellschaft im Klassenzimmer, im Jugendraum, zu unterstützen und zu fördern, den es braucht eine politische Kultur die Rechtsextremismus nicht akzeptiert.
So müssten die Hochschulen, Gewerkschaften ihr Lehrangebot überprüfen und Wege und Strategien finden um diese Thematik zu bearbeitet. Ein Schritt wurde von den Wohlfahrtsverbänden bereits gemacht, mit ihrer im Oktober stattgefunden Tagung „Freie Wohlfahrtspflege gegen pädagogische und soziale Bestrebungen rechtsextremer Organisationen“.
Darüber hinaus müssen wir uns als gewerkschaftlich engagierte ArbeitnehmerInnen nicht nur in der Dienststelle oder Betrieb, sondern auch in der Dorf- oder Stadtgemeinschaft aktiv gegen Rechtsextremismus stellen. In diesem Bereich der Freizeit gilt es besonders vehement gegen Rechtsextremismus vorzugehen. Außerdem ist es notwendig Jugendlichen alternative Möglichkeiten des Engagements anzubieten, die sich offen gegen Rechtsextremismus aussprechen, um so rechter „Jugendarbeit“ den Nährboden zu entziehen.
Weitere Informationen zur Studie und Arbeit der DGB-Hochschulgruppe Freiburg in diesem Bereich finden sich hier
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Die Rezension erschien zuerst im Januar 2009 auf stattweb.de (Update: kritisch-lesen.de, dpb, 12/2010)
Rechtsextremismus und sein Umfeld. Neue Studie zur Verankerung des Rechtsextremismus.
VSA-Verlag, Hamburg.
ISBN: 978-3-89965-279-6.
190 Seiten. 14,80 Euro.