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Wir suchen wieder Rezensent:innen
Ausgabe #63: Pandemisches Zeitalter

Mutanten mit griechischen Namen, Menschen, die sich boostern lassen, andere, die querdenken und Angst vor Zwangschippen per Kanüle haben. Inzidenzen, Lockdown, Impfquote. Die Pandemie hat jede Menge neue, eigenwillige Begrifflichkeiten hervorgebracht, die wir zwischenzeitlich wie selbstverständlich verwenden. Andere Begriffe scheinen indes an Bedeutung eingebüßt, oder gar in ihr Gegenteil verkehrt worden zu sein. Als selbsttitulierte Kämpfer:innen für die „Freiheit“ marschieren Nazis gemeinsam mit Esoteriker:innen, während Solidarität nochmals stärker als zuvor eine Solidarität unter Konditionen, eine Solidarität der Privilegierten zu sein scheint. Der Umgang der Politik mit den pandemischen Herausforderungen nährt ein gesellschaftliches Klima, das auf Konkurrenz, Rassismus und sozialchauvinistischen Freiheitsvorstellungen beruht und das Leben einiger über das von anderen, oft marginalisierten Menschen stellt. Die Gesellschaft, so stellen einige Beobachter:innen alarmiert fest, polarisiere sich zunehmend. Andere schreiben der gegenwärtigen Pandemie eine Kristallisationsfunktion zu: Die Krise sei schon dagewesen, da systemimmanent; Corona hebe dies nur nochmal deutlich hervor.

Tatsächlich ist die Pandemie eine weitere Krise im und vor allem eine Krise des Kapitalismus. Kapitalistische Produktionsweisen, wie beispielsweise Massentierhaltung oder das Vorrücken in natürliche Lebensräume, globalisierter Handel, Produktion von Armut und gesundheitlicher Unterversorgung sind nur einige Faktoren, die den Nährboden für Pandemien bilden. Tatsächlich sind virale Erkrankungen eine ständige Gefahr; Unsere Lebensweise führt aber zusätzlich dazu, dass diese Gefahr unkontrollierbar wird. Ebenso wie die Klimakrise wird das „Pandemische Zeitalter“ Realität bleiben; vor allem in einer Gesellschaft, die dem Primat der Ökonomie folgt, statt nach sozialen Lösungen zu suchen.

Obgleich kaum eine Diskussion, im Bekanntenkreis, in den Medien, in der Politik derzeit ohne Bezug auf die Corona-Pandemie auskommt, wollen wir mit unserer geplanten Ausgabe das Wissen über Besonderheiten und Umgang mit dem Pandemischen Zeitalter bündeln. Zahlreiche Publikationen erschienen in letzter Zeit zum Thema, die das dynamische Geschehen zu fassen suchen. Wir fragen uns: Welche Anforderungen stellen das Leben und das politische Arbeiten im Pandemischen Zeitalter an uns? Wie zeigt sich die Krise für verschiedene soziale Klassen und wie werden gesellschaftliche Widersprüche durch die Pandemie verschärft? Wer profitiert? Welche theoretischen oder gar praktischen Strategien werden als Ausweg aus der Krise diskutiert?

Für die April 2022-Ausgabe von kritisch-lesen.de suchen wir Menschen, die Bücher, Broschüren, Sammelbände und Literatur zum Thema für Menschen jeden Alters besprechen möchten. Es sind sowohl Rezensionen aktueller und älterer Publikationen willkommen als auch Hinweise für interessante Publikationen, die in unserer Liste fehlen! Einsendeschluss für eure Vorschläge zum Schwerpunkt ist der 22. Dezember 2021.

Zudem suchen wir jederzeit Rezensent:innen für aktuelle Neuerscheinungen in anderen Themengebieten. Auch Romane und Kinderbücher sind immer gern gesehen! Insbesondere möchten wir FLINTAs ermutigen, uns Rezensionen anzubieten.

Wenn ihr Interesse oder weitere Ideen habt, dann schickt eure Vorschläge bitte mit einer kurzen Begründung eures Interesses und ein paar Worten zu euch selbst an redaktion@kritisch-lesen.de oder an eines der Redaktionsmitglieder.

Wir entscheiden nach Eingang der Vorschläge, welche Rezensionen wir gerne in der Ausgabe hätten und melden uns dann bei euch. Der Einsendeschluss der fertigen Rezensionen ist der 04. Februar 2022.

Literaturvorschläge

çapulcu redaktionskollektiv (2021): DIVERGE! Der Technologische Angriff im pandemischen Ausnahmezustand. Unrast Verlag, Münster.

Seeßlen, Georg (2020): Coronakontrolle oder: Nach der Krise ist vor der Katastrophe. bahoe books, Wien.

Schmidinger, Thomas / Weidenholzer, Josef (Hg.) (2020): Virenregime. Wie die Coronakrise unsere Welt verändert. Befunde, Analysen, Anregungen. bahoe books, Wien.

Kreilinger, Verena / Wolf, Winfried / Zeller, Christian (2020): Corona, Krise, Kapital. PapyRossaVerlag, Köln.

Wallace, Rob (2021, 2. Aufl.): Was COVID-19 mit der ökologischen Krise, dem Raubbau an der Natur und dem Agrobusiness zu tun hat. PapyRossaVerlag, Köln.

Elsner, Wolfram (2021): Die Zeitenwende. China, USA und Europa »nach Corona«. PapyRossaVerlag, Köln.

Butterwegge, Christoph (2021): Ungleichheit in der Klassengesellschaft. PapyRossaVerlag, Köln.

D.F. Bertz (2021): Die Welt nach Corona. Von den Risiken des Kapitalismus, den Nebenwirkungen des Ausnahmezustands und der kommenden Gesellschaft. Bertz+Fischer, Berlin.

Bohrn-Mena, Veronica (2020). Leistungsklasse. Wie Frauen uns unbedankt und unerkannt durch alle Krisen tragen. ÖGB Verlag, Wien.

Hofer, Sebastian / Paterno, Wolfgang (2021): Spazierengehen ist erlaubt. Eine Stimmen-Collage der Pandemie in Erinnerungen, Zitaten, Träumen & Albträumen. bahoe books, Wien.

Valin, Frederic (2021): Pflegeprotokolle. Verbrecher Verlag, Berlin.

Tooze, Adam (2021): Welt im Lockdown. Die globale Krise und ihre Folgen. C.H. Beck, München.

Yener Bayramoğlu / María do Mar Castro Varela (2021): Post/pandemisches Leben. Eine neue Theorie der Fragilität. transcript Verlag, Bielefeld.

Volker Reinhart (2021): Die Macht der Seuche. Wie die Große Pest die Welt veränderte. C.H. Beck, München.

Gloger, Katja / Mascolo, Georg (2021): Ausbruch. Innenansicht einer Pandemie. Piper Verlag, München.

Fang Fang (2021) Wuhan Diary. Tagebuch aus einer gesperrten Stadt. Hoffmann und Campe, Hamburg.

Žižek, Slavoj (2020): Pandemie! Covid-19 erschüttert die Welt. Passagen Verlag, Wien.

Marmon, Uticha (2021): Das stumme Haus. S. Fischer Verlag, Frankfurt A.M.

Axel Scheffler / Elizabeth Jenner / Kate Wilson / Nia Roberts (2020): Coronavirus. Ein Buch für Kinder über Covid-19. Beltz Verlag, Weinheim.